Bezeichnung, Begriffe, Bestimmung
Fett ist nicht gleich Fett und Öl ist nicht gleich Öl - das ist den meisten Menschen mittlerweile bekannt. Doch was sind fette Pflanzenöle? Welche Eigenschaften haben diese und wie wirken sie? Um diese Fragen zu klären, machen wir einen kurzen Ausflug in die Vergangenheit und verschaffen Dir anschließend einen Überblick über die gängigen Begriffe und deren Bedeutung.
Schätze der Antike: Kurze Geschichte der Pflanzenöle
Bereits unsere Vorfahren schätzten die Öle aus Früchten, Nüssen und Samen als Energielieferanten und Heilmittel sowie in der Schönheitspflege. Das wohl bekannteste Pflanzenöl in Europa ist hierbei das Olivenöl, welches stark in der griechischen und italienischen Kultur verankert ist und über kulturellen Austausch den Weg in heimische Küchen fand. Nussöle waren bekannt dafür, dass sie die Fruchtbarkeit maximieren und die sexuelle Leidenschaft anregen. Hildegard von Bingen prägte diese Annahme, indem sie die Haselnuss sogar als Sinnbild der Wollust betitelte [1; S. 16]. In der traditionellen, indischen Heilkunde (Ayurveda) hat Sesamöl einen festen Platz.
Die wunderbaren Eigenschaften fetter Pflanzenöle können wir uns über die Ernährung zuführen, aber auch in der Hautpflege einsetzen. Diese Doppelnutzung macht natürliche Pflanzenöle und -fette zu wichtigen Bausteinen einer ganzheitlichen Gesundheit.
Welche Arten von Öl gibt es
Sprechen wir von Öl, dann passt diese Bezeichnung auf drei unterschiedliche Produkte. Welche Kategorien es genau gibt und worin sich diese unterscheiden, erklären wir Dir hier:
Pflanzenöle und -fette
Pflanzenöle und -fette sind wichtige Bestandteile der Samen, Nüsse bzw. Früchte von Pflanzen. Sie sichern das Überleben des Keimlings und liefern ihm wichtige Energie für sein Wachstum. Dabei handelt es sich um richtige „Kraftpakete“, die neben Kohlenhydraten und Eiweißen auch aus Ölen und Fetten bestehen. Letztere sind es, die wir aus der Pflanze gewinnen und zum Genuss verzehren oder zur Hautpflege anwenden.
Was ist der Unterschied zwischen Pflanzenöl und Pflanzenfett?
Chemisch betrachtet sind Pflanzenöle- und fette nach dem gleichen Prinzip aufgebaut (ein Glycerinmolekül mit drei, meist verschiedenen, Fettsäuren). Die Unterscheidung zwischen Fett und Öl hängt nur von der Konsistenz des Produktes ab: Ist es bei einer Zimmertemperatur von 24 °C flüssig, dann handelt es sich dabei um ein Öl. Als Fett wird es bezeichnet, wenn es bei besagter Temperatur fest ist [1; S. 18-19].
Eine Anmerkung von uns:Anstatt von „Speiseölen“ oder „Ölen“ sprechen wir in der Aromapflege immer von „fetten Pflanzenölen“ bzw. „Pflanzenfetten“, weil sie hier überwiegend zur Hautpflege eingesetzt werden. Zudem unterscheiden wir sie damit klar von den ätherischen Ölen.
Ätherische Öle
Ätherische Öle werden hingegen nur in kleinen Mengen von Pflanzen produziert und mithilfe von physikalischen Methoden (meist durch Destillation) gewonnen. Sie sind stark konzentrierte, duftende Substanzen, die sich verflüchtigen. Es handelt sich dabei um kein fettiges Öl, sondern um eine flüchtige Substanz. Das kannst Du beobachten, wenn Du einen Tropfen ätherisches Öl auf ein Blatt Papier gibst: meist nach kurzer Zeit verschwindet das Öl und hinterlässt keinen Fettfleck. Ein fettes Pflanzenöl, wie z.B. Olivenöl tut uns diesen Gefallen leider nicht. Kurz gesagt: Ein Öl kann entweder ätherisch oder fett sein [1; S. 18].
Mineralöle
Mineralölfilm auf der Meeroberfläche - Ansicht von oben
Die dritte Kategorie der Öle stellen die Mineralöle dar, welche aus Erdöl hergestellt werden. Diese stehen allerdings immer mehr in der Kritik, da sie von unseren menschlichen Zellen kaum verarbeitet werden können. Sie besitzen eine komplett andere physikalische und chemische Zusammensetzung als fette Pflanzenöle, mit der unser Stoffwechsel nicht wirklich umgehen kann [1; S. 18].
Warum sind Pflanzenöle so gesund?
Pflanzen sind, wie Menschen und Tiere, darauf bedacht, die eigene Existenz zu sichern und den Nachwuchs zu schützen. Diese Aufgabe erledigen unter anderem Öle und Fette. Neben wertvollen Fettsäuren enthalten diese auch Fettbegleitstoffe (auch: „sekundäre Pflanzenstoffe“). Diese schützen die Keimlinge unter anderem vor Trockenheit, UV-Strahlung und Viren, Pilzen sowie Fraßfeinde. Die Natur ist hier sehr ausgeklügelt: Jede Pflanze beherbergt ein individuelles „Kraftpaket“, welches optimal auf die jeweilige Umgebung abgestimmt ist. Und dieses Kraftpaket ist auch für uns Menschen äußerst hilfreich [1; S. 17].
Fettsäuren: Ungesättigte vs. gesättigte
Pflanzenöle und -fette setzen sich aus unterschiedlichen Fettsäuren zusammen. Ein Pflanzenöl kann bis zu 30 verschiedene Fettsäuren enthalten! Was passiert mit Fettsäuren in unserem Körper und warum sind diese so wichtig für uns? Unser Körper wandelt Fettsäuren, mithilfe von Enzymen, in weitere Fettsäuren um. Je nach Bedarf können aus einer essenziellen Fettsäure, fünf weitere entstehen. Allesamt erfüllen sie wichtige Aufgaben in unserem Organismus, wie zum Beispiel den Stoffwechsel anzuregen [1; S. 20-21].
Zu unterscheiden sind die ungesättigten von den gesättigten Fettsäuren. Die ungesättigten Fettsäuren sind reaktionsfreudig und damit stoffwechselaktiver. Wir kennen sie mittlerweile unter dem Namen Omega-Fettsäuren. Sie sind in der Lage unser Immunsystem aufrecht zu erhalten, uns vor Zellschädigung zu schützen und sind auch Futter für unser Gehirn. Die gesättigten Fettsäuren hingegen sind eher träge und gehen ungern neue Molekül-Verbindungen ein. Sie sind weniger leicht verdaulich und wandern eher in unser Fettdepot. Sie dienen der Energiegewinnung und stabilisieren unsere Zellmembranen [1; S. 23-25]. Leider ist der Ruf der gesättigten Fettsäuren schlechter als der der ungesättigten. Zu Unrecht, wie auch Diplom-Agraringenieurin und Ölexpertin Sabine Pohl in diesem Interview erzählt.
Fettbegleitstoffe
Fettbegleitstoffe (oder: „Sekundäre Pflanzenstoffe“) sind in winzigen Mengen im Pflanzenöl bzw. -fett enthalten. Sie verleihen der Pflanze typische Merkmale in Farbe, Geruch und Geschmack. Lange Zeit wurde ihnen keine Bedeutung beigemessen, allerdings werden immer mehr positive Eigenschaften und Wirkungen erforscht: Die kleinen Substanzen der Fettbegleitstoffe fangen freie Radikale und sind somit wesentlich daran beteiligt, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Gelenkerkrankungen vorzubeugen [1; S. 34-35]. Auch ätherische Öle zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen. Diese allerdings werden mit einem anderen Verfahren gewonnen und sind nur in geringen Mengen im Pflanzenöl bzw. -fett zu finden.
Pflanzenöle und -fette sind hochkomplexe Produkte, deren Faszination für uns ins Unendliche geht. Sie sind wahre Multitalente der Natur und äußerst interessant für unsere gesamte Gesundheitserhaltung. Wir füllen unsere Energiespeicher mit ihnen, sie schützen uns vor Zellschädigung und helfen uns auch bei diversen Hautproblemen. Wie gesund ein Pflanzenöl ist, hängt auch von dessen Qualität ab. Auch hier gibt es viele Unterschiede.
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Literaturnachweis:
[1] Braunschweig R. (2018): Pflanzenöle. Über 50 starke Helfer für Genuss und Hautpflege. Wiggensbach: Stadelmann Verlag.
Bildnachweis:
Abb. 1: © Photo by Roberta Sorge on Unsplash
Vorschau, Abb. 2, 3, 5: © Dieter Kühl - DK Fotografie
Abb. 4: © Photo by Daniel Olah on Unsplash