Was ist die Psychoneuroimmunologie?

Was ist Psychoneuroimmunologie - oder wie Gefühle Krankheiten beeinflussen können

Noch vor 40 Jahren betrachtete und behandelte die Medizin Körper und Seele völlig unabhängig voneinander. Die Psychoneuroimmunologie (PNI), eine relativ junge Disziplin, erforscht nun die Zusammenhänge zwischen Psyche, Gehirn und Immunsystem. So ergaben Studien, dass beispielsweise Angst, Ärger und Einsamkeit das Immunsystem nachhaltig schwächen und Dauerstress ein potenzieller Risikofaktor für die Entstehung von Krankheiten sein kann.

Was der Psychoneuroimmunologie heute zugrunde liegt, war unseren Vorfahren bereits in der Antike bekannt: Körper und Seele bilden eine untrennbare Einheit. Doch noch bis vor wenigen Jahren herrschte in der Medizin die Meinung, dass das Immunsystem völlig unabhängig von anderen Systemen im Körper arbeitet was zur Folge hat, dass Patient*innen nur anhand körperlicher Symptome behandelt werden. (vgl. Schubert, 2018, S. 9). Dass nach Prüfungszeiten das Immunsystem kapituliert und man krank im Bett liegt, anstatt die Ferien zu genießen, ist vielen geläufig. Aber was steckt dahinter?

Unser Immunsystem kommuniziert mit anderen Systemen des Körpers

Das Forschungsgebiet der Psychoneuroimmunologie wurde etabliert, nachdem der amerikanische Psychologe Robert Ader 1974 experimentell nachwies, dass das Immunsystem mit dem zentralen Nervensystem zusammenarbeiten und lernen kann. Richtig etablieren sollte sich die PNI als Forschungsdisziplin erst, nachdem im Labor nachgewiesen werden konnte, dass Gefühle biochemische Reaktionen im Körper auslösen. (vgl. Planet Wissen, 2020) Mittlerweise ist klar: Das Immunsystem ist Teil eines Teams, das in unserem Körper zusammenarbeitet. Psyche, Gehirn und Immunsystem sind eng miteinander verknüpft, kommunizieren miteinander und verfolgen ein gemeinsames Ziel, nämlich unseren Organismus zu schützen und gesund zu halten. (vgl. Singer, Schubert, 2014, S.270)

Ein kurzzeitig erhöhter Stressspiegel versetzt unseren Körper in einen Zustand der Alarmbereitschaft: das Herz pumpt schneller, Blut zirkuliert und die Atmung wird hektischer. Alles Vorgänge, die uns körperlich auf eine drohende Gefahr vorbereiten und im Endeffekt eine natürliche Reaktion ist (vgl. Apotheken Rundschau, 2019). Langanhaltende Stresssituationen hingegen versetzen das Immunsystem in eine Art „dauerhafte Kampfbereitschaft“. Das Gehirn sendet laufend Signale an die Nebennierenrinde, welche wiederum die Cortisolproduktion stimuliert. Dauerbelastung führt zu einem permanent hohen Cortisolspiegel (Hypercortisolismus), was in der Folge das Immunsystem schwächt oder es früher oder später zur Kapitulation zwingt. Die Störung der Immunregulation begünstigen wiederum das Entstehen von Infektionen, schlecht heilende Wunden oder Tumore. (vgl. Schubert, 2018, S. 48f-49)

Selbst ob wir uns mit einem Virus anstecken oder nicht, hängt von unserer emotionalen Verfassung ab. Das konnte der amerikanische PNI-Forscher Sheldon Cohen eindrucksvoll in einem Experiment zeigen. Dazu setzte er gesunde Testpersonen unter Quarantänebedingungen gezielt bestimmten Viren aus. Es stellte sich heraus, dass sich bei weitem nicht alle Testpersonen mit dem jeweiligen Virus ansteckten. Personen mit einem positiven emotionalen Persönlichkeitsprofil erkrankten seltener und zeigten weniger Symptome. (vgl. Singer, Schubert, 2014, S.272)

PNI: Neue Chancen in der Medizin?

Das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Psyche, Gehirn und Immunsystem kann also eine Möglichkeit sein, Krankheiten zu vermeiden oder vielleicht sogar zu behandeln. Die Forschungsarbeit im Bereich der PNI zeigt deutlich, dass das Immunsystem lernfähig ist, dadurch wird auch der Placeboeffekt erklärbar. Positive Effekte können gezielt konditioniert werden und machen die Wirkung von Placebos nachvollziehbar. Die erwartete Wirkung der Betroffenen löst eine psychoneuroendokrine Wirkung aus, die Krankheitsfaktoren lindern bzw. mindern können. Wesentlich dabei ist der „Locus of Control“, nämlich das Gefühl, dass eine Stresssituation von der betroffenen Person selbst kontrolliert werden kann. Besteht die Gewissheit, dass eine Situation bewältigt werden kann, so steigen die Cortisolwerte nur mäßig an (vgl. Singer, Schubert, 2014, S. 272).

Das Immunsystem liebt Entspannung, Ruhe und positive Gedanken

Faktoren, wie beispielweise eine positive Lebenseinstellung, können demnach die Abwehrkräfte steigern. Fest steht, dass vertrauensvolle Beziehungen sowie das Erleben sozialer Unterstützung mit geringeren Entzündungswerten verbunden sind und somit die Immunabwehr stärken. Aber auch jeder einzelne kann etwas für sich tun, in Studien konnte nämlich auch nachgewiesen werden, dass Entspannungstechniken, wie zum Beispiel Meditation, chronischen Stress reduzieren und damit Entzündungsprozesse unterdrücken können. Das wiederum schützt vor vorzeitigem Altern. (vgl. Schubert, 2018, S. 133ff)

Auch die Aromapflege betrachtet den Menschen ganzheitlich. Ihr Ziel ist es unter anderem, das Wohlbefinden und die Lebensqualität zu steigern. Sie arbeitet auf Basis von Naturprodukten, womit sich gesunde wie kranke Menschen unterstützend ihre Gesundheit aufbauen und erhalten können. Besonders in Zeiten erhöhter Belastung oder in Krisensituationen, bietet die Aromapflege eine wertvolle Hilfe, indem sie die Selbstheilungskräfte und die Immunabwehr stärkt.

Der Aufenthalt in einer Umgebung, die angenehme Gefühle auslöst – wie etwa im Wald - oder nur allein der Blick ins Grüne, entspannt und stärkt nachweislich das Immunsystem. Das lässt sich möglicherweise mit unserer Entwicklungsgeschichte erklären: Bäume dienten schon immer als Schutz vor Feinden oder Sonne sowie als sicherer Schlafplatz, Beeren und Früchte als Nahrungsquelle. Der Mensch war immer schon positiv mit der Natur verbunden, ganz einfach deswegen, weil wir ein Teil davon sind und hat diese Erfahrungen im limbischen System gespeichert. Er kann sich bei Bedarf „zurückerinnern“ und fühlt sich daher in der Natur geborgen und sicher und kann beim Waldbaden (Shinrin Yoku) den anstrengenden Alltag kurz ausblenden (vgl. Arvay, 2015, S. 67f).

Die Ätherischen Öle der Nadelbäume, wie Weißtanne, Kiefer, Zirbe oder Fichte, mit ihrem hohen Gehalt an Monoterpenen unterstützen darüber hinaus nachweislich das Immunsystem und wirken luftreinigend. So kann man mittels Duftlampe, Bad oder auch als Raumspray ein „Waldbad“ imitieren, sofern man keinen Wald vor der Haustür hat oder keine ausgedehnten Spaziergänge machen kann. Aromapflegerische Anwendungen können psychoneuroimmunologisch einen wertvollen Beitrag zur Psychoneuroimmunologie leisten, sowie zur Stressreduktion und Erhaltung der Gesundheit sinnvoll eingesetzt werden.

Literatur:
Schubert, C. (2018): Was uns krank macht was uns heilt. Korrektur Verlag.
Arvay, C. (2015):Der Biophilia Effekt. Heilung aus dem Wald, Wien: edition a
Kappler, U. (2015): Faszinierende Psychoneuroimmunologie: Was haben Gefühle mit unserer Gesundheit zu tun? mamazoneMAG, Dezember 2015, S. 4-7.
Singer, M., Schubert, C. (2014): Psychoneuroimmunologie: Kein Körper ohne Seele. UGBforum, 6, S. 270-273.

Planet Wissen, Wörthmüller, A. (2020): Psychoneuroimmunologie – Wie Gefühle den Körper krank machen können. Nachzulesen unter: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/psychosomatik/psychoneuroimmunologie-100.html (aufgerufen am 24.4.2020)

Apotheken Rundschau, Gibis, S. (2019): Leisure Sickness: Krank im Urlaub. Nachzulesen unter: https://www.apotheken-umschau.de/Immunsystem/Leisure-Sickness-Krank-im-Urlaub-556115.html (aufgerufen am 24.4.2020)

Bildeverzeichnis: 1. Jules Bss - Unsplash | 2. Jamie Brown - Unsplash | 3. Jared Rice - Unsplash | 4. Dieter Kühl - DK Fotografie


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