Frühjahrsmüdigkeit – was ist dran und was kann ich dagegen tun? Tipps von der Apothekerin
Die „Frühjahrsmüdigkeit“ ist ein Phänomen, das in der Wissenschaft wenig erforscht ist. Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Gereiztheit sind dennoch Anzeichen, die die Apothekerin Mag.a Andrea Gavanelli vermehrt im Frühjahr beobachtet. Woran diese Anzeichen liegen könnten und was man dagegen tun kann, verrät sie uns im Interview.
Aromapflege (A): Warum fühlen wir uns im Frühjahr oft müde und abgeschlagen? Was ist dran an der
„Frühjahrsmüdigkeit“? Gibt es sie überhaupt?
Andrea Gavanelli: Aus schulmedizinischer Sicht lässt sich die Frühjahrsmüdigkeit nicht festmachen.
In der Naturheilkunde gilt sie sehr wohl als großes Thema. Wir gehen davon aus, dass der Körper nach den kalten
Wintertagen darauf eingestellt ist, Altlasten loszuwerden, um wieder neue Energie zu gewinnen. Das äußert sich dann
meistens darin, dass wir in der Früh nicht aus dem Bett kommen oder die Verdauung nicht passt. Das würde ich als
Frühjahrsmüdigkeit zusammenfassen.
A: Wie macht sich Frühjahrsmüdigkeit bemerkbar? Mit welchen Anzeichen kommen die Menschen zu Dir in
die Apotheke?
Gavanelli: Wir bemerken im Frühjahr schon vermehrt, dass die Leute darüber klagen, dass sie den
ganzen Tag müde sind, sich antriebslos fühlen oder die Konzentration beeinträchtigt ist. Also Müdigkeit,
Antriebslosigkeit oder Konzentrationsschwäche sind die gängigsten Themen in der Apotheke.
A: Wann beginnt die Frühjahrsmüdigkeit und wie lange dauert sie?
Gavanelli: In die Apotheke kommen die Leute normalerweise ab Mitte Februar, so zeitig dann eher im
Osten von Österreich wo es früher warm wird. Diese Anzeichen dauern dann je nachdem bis Ende April oder Mitte bzw.
Ende Mai.
A: Wie bereitet eine Apothekerin ihr Sortiment auf diese Zeit vor?
Gavanelli: Wir bereiten uns weniger auf die Frühjahrsmüdigkeit per se vor. Bei uns ist das größere
Thema entschlacken bzw. entgiften. Wie bereits erwähnt ist der Körper im Frühjahr auf das Entgiften eingestellt, er
will Ballast loswerden. Wir geben daher stets Tipps, um die Lebertätigkeit anzuregen: Tee trinken und Tinkturen oder
Frischpflanzensäfte einnehmen. Tinkturen mit Mariendistel oder Pflanzensäfte aus Artischocken, Brennnesseln, Birke
oder Löwenzahn eignen sich dafür sehr gut. Dann ist der Leberwickel eine hervorragende Unterstützung beim Entgiften.
In Kombination mit ätherischen Ölen, regt diese Anwendung die Lebertätigkeit an. Ein Punkt, den ich in Gesprächen
immer erwähne, ist die Ernährung. Basische Ernährung, wenig Fleisch, wenig schlechte Kohlenhydrate wie Mehl oder
Zucker, viel Gemüse, all das entlastet in dieser Zeit den Stoffwechsel. Ich denke mir, auch die Fastenzeit hat ihre
Berechtigung, um dem Körper eine Pause zu gönnen.
Mariendistel Tinktur, bio, 50ml
Anwendung:
3 x 20 Tropfen pro Tag mit etwas Wasser verdünnt zu sich nehmen.
A: Wie können ätherische Öle bei einer Frühjahrskur unterstützen?
Gavanelli: Ätherische Öle unterstützen einerseits sehr gut bei dem bereits erwähnten Leberwickel.
Andererseits sind sie als Badezusatz in Vollbädern sehr förderlich. Wichtig dabei ist die richtige Dosierung und die
Wahl der ätherischen Öle. Diese sollten vor allem Hautstoffwechsel anregend sein, wie z.B. Wacholderbeere,
Atlaszeder, Zitrone.
A: Wenn ich jetzt entschlacken möchte, wie und womit sollte ich am besten beginnen – alles auf
einmal?
Gavanelli: Es hilft die beste Entschlackungskur nichts, wenn ich nicht bereit bin z.B. jeden Tag
ein Vollbad zu nehmen. Also frage ich immer als erstes: Was sind Sie bereit zu tun? Wenn jemand kein Teetrinker ist,
dann ist eine Tinktur oder ein Pflanzensaft sinnvoller. Daher ist die Wahl der Mittel für eine Entschlackungskur
immer individuell. Generell empfehle ich, zuerst auf die eigenen Vorlieben Rücksicht zu nehmen. Das hat sich meiner
Erfahrung nach am besten bewährt.
Anleitung: Vollbad mit ätherischen Ölen machen zum Anregen des Hautstoffwechsels
- 4 EL Meersalz (Emulgator)
- 3 Tropfen Wacholderbeere bio
- 4 Tropfen Atlaszeder bio
- 2 Tropfen Zitrone bio
A: Hast Du abschließend noch einen Tipp für einen leichten Einstieg ins Entgiften?
Gavanelli: Für die, die wenig Zeit haben – ich nenne sie gerne die Knackigen (lacht) – empfehle ich
Mariendisteltinktur oder Artischocken Frischpflanzensaft kurmäßig über 3 bis 4 Wochen einzunehmen. Damit kann man
bereits viel für den Stoffwechsel tun. Genug trinken muss aber auf alle Fälle dabei sein, da kommt man nicht dran
vorbei. Ohne genügend Flüssigkeit kann der Körper nicht entgiften.
A: Danke für das nette Gespräch.
Detox Tee, bio, 50g loser Tee
Zubereitung:
1 Teelöffel pro Tasse (ca. 200 ml) mit kochend heißem Wasser übergießen,
10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen.
Nach Belieben 1:1 mit naturtrüben bio Apfelsaft verfeinern.
Mag.(a) Andrea Gavanelli ist Pharmazeutin in einer Apotheke und beschäftigt sich besonders mit komplementären Heilmethoden. Sie ist Referentin in der Gesundheitsschule Evelyn Deutsch, wo sie unter anderem zum Team der Weiterbildung „Komplementäre Pflege - Aromapflege” laut § 64 GuKG zählt.
Weitere Informationen inkl. einer Empfehlung für eine 4-wöchige Kuranleitung findest Du hier:
https://www.aromapflege.com/detox-kur-fruehjahrsmuedigkeit
Bildverzeichnis: © Aromapflege GmbH / Dieter Kühl - DK-Fotografie